Weltweite Verschlechterung der Zahlungsmoral

Die weltweite Zahlungsmoral hat sich im vergangenen Jahr laut einer Studie deutlich verschlechtert und erreichte den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008.
von ERA Austria – 04. Apr 2024

Laut einer Untersuchung des Kreditversicherers Allianz Trade ist der Zeitraum zwischen Rechnungsstellung und Zahlung um drei Tage auf nunmehr 59 Tage gestiegen. Dieser Anstieg ist fast doppelt so hoch wie im Jahr 2022.

Deutsche Unternehmen bleiben jedoch weiterhin zuverlässige "Schnellzahler", die Rechnungen im Durchschnitt nach 54 Tagen begleichen, was einem Anstieg von 0,8 Tagen entspricht. Auch Unternehmen in den Niederlanden und Skandinavien zahlen schneller als der weltweite Durchschnitt. Hingegen werden Rechnungen in Frankreich, Italien, Spanien und im asiatischen Raum im Durchschnitt deutlich später beglichen.

Milo Bogaerts, der Leiter von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, betonte, dass längere Wartezeiten auf Zahlungen das Risiko von unbezahlten Rechnungen erhöhen. Trotz einer vergleichsweise guten Zahlungsmoral deutscher Unternehmen erwartet Bogaerts einen Anstieg der Insolvenzen um 13 Prozent in diesem Jahr.

Die Rentabilität ist der wichtigste Faktor, der das Zahlungsverhalten in Europa beeinflusst und wirkt sich stärker aus als die Finanzierung oder der Konjunkturzyklus. Eine Verlangsamung der globalen Nachfrage im Jahr 2024 in Verbindung mit hohen Betriebskosten könnte die Bedingungen für weitere Verschlechterungen der Zahlungsbedingungen schaffen, insbesondere in Europa.

Ano Kuhanathan, Leiter der Unternehmensforschung bei Allianz Trade, betonte, dass bereits ein Rückgang der Rentabilität um einen Prozentpunkt die Zahlungsfristen um mehr als sieben Tage verlängern könnte. Angesichts möglicher Rentabilitätseinbußen im Jahr 2024 sollten europäische Unternehmen sich auf längere Zahlungsfristen einstellen.