Der Baukostenindex verfolgt monatlich die Entwicklung der Material- und Lohnkosten, die vom Bauunternehmer (Baumeister, Professionisten) bei der Ausführung von Bauprojekten zu tragen sind. Durch die Erfassung der Preisentwicklungen der im Bauprozess verwendeten Produktionsfaktoren wie Beton, Ziegel oder Stahl, kann festgestellt werden, wie sich die Kosten für Bauunternehmen im Laufe der Zeit ändern (Inputgröße). Der Baupreisindex hingegen gibt vierteljährlich die Entwicklung der Marktpreise für Bauleistungen wieder. Hier werden die Endabnehmerpreise beobachtet, die der Bauherr dem Bauunternehmer für die Erbringung von Bauleistungen zahlt (Outputgröße). In Kürze ausgedrückt, zeigt der Baukostenindex die Kosten für den Bauausführenden, während der Baupreisindex die Kosten für den Bauherren widerspiegelt. Die Differenz zwischen diesen beiden Indizes ist somit die Gewinnspanne für den Bauausführenden - der Unterschied zwischen den Kosten und dem Verkaufspreis seiner Leistung.
Interessant ist die Entwicklung dieser Indizes über die Zeit. Die Daten der letzten 10 Jahre zeigen, dass die beiden Indizes lange Zeit parallel verlaufen sind. Zwischen 2013 und 2019 wuchsen sie jeweils um etwa 2 bis 3 % pro Jahr, wobei der Baukostenindex sogar über dem Baupreisindex lag, was zu einer Verringerung der Gewinnspanne führte. Zwischen 2020 und 2021 gab es eine Phase (1. Coronajahr), in der die Baupreise stärker anstiegen als die Baukosten. Erstmals in den letzten 10 Jahren waren die Baupreise sowohl in absoluten Zahlen als auch in Prozenten stärker gewachsen als die Baukosten. Dies bedeutete einen Zeitraum mit überdurchschnittlichen Ertragsmöglichkeiten für die Bauwirtschaft.
Ab 2021 kam es zu einer weiteren Verschärfung: Die Baukosten und Baupreise stiegen exorbitant an. In den 16 Monaten von Jänner 2021 bis Mai 2022 erreichten die Steigerungsraten über 20 % (Baukosten: + 22,4 %; Baupreise: + 20,3 %)! In den 96 Monaten zuvor, von Jänner 2013 bis Dezember 2020, waren die Anstiege moderat, mit 13,9 % bei den Baukosten und 21,8 % bei den Baupreisen. Bei der Analyse und Interpretation dieser Zahlen ist es nun interessant zu sehen, dass die Baukosten ab Mai bis Dezember 2022 leicht gesunken sind und dann wieder geringfügig gestiegen sind. Es scheint, dass nun eine klassische Seitwärtsbewegung vorliegt. Hingegen sind die Baupreise unentwegt weiter gestiegen. Dies zeigt einen bemerkenswerten Bruch in der bisherigen Parallelentwicklung der letzten 10 Jahre ab Mai 2022. Diese amtlichen Zahlen lassen darauf schließen, dass die Baufirmen vor allem im Jahr 2022 beachtliche Gewinnspannen realisieren konnten, bemerkt Dir. DI Herwig Pernsteiner, Präsidiumsmitglied der ARGE Eigenheim.