Eine aktuelle Untersuchung von Bauhaus Erde und dem Kuehne Climate Center betont, dass der Wandel hin zu einem klimapositiven Gebäudesektor nur mit starken und stabilen Lieferketten für biobasierte Baustoffe gelingen kann.
Der Gebäudesektor ist weltweit für nahezu 40 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich – und wächst weiter. Bis 2060 soll sich der Gebäudebestand verdoppeln. Der größte Teil der Emissionen entsteht durch den Einsatz von Stahl und Beton. Alternativen wie Holz oder Bambus bieten hingegen die Möglichkeit, Emissionen zu verringern, Kohlenstoff zu speichern und gleichzeitig ein gesünderes Raumklima zu schaffen.
Ergebnisse der Studie
Die Studie analysiert Lieferketten in Deutschland, Kenia und Indonesien und kommt zu dem Schluss, dass diese in Bezug auf biobasierte Materialien noch unzureichend entwickelt sind. Selbst in Ländern mit fortschrittlicher Bauindustrie fehlt es an funktionierenden Strukturen für nachhaltige Beschaffung, industrielle Verarbeitung und modulare Vorfertigung. Zudem stagniert die Nachfrage nach biobasierten Baustoffen – unter anderem aufgrund regulatorischer Unsicherheiten und fehlender wirtschaftlicher Anreize.
Potenzial und Herausforderungen
Im Bereich Forschung und Innovation gibt es zwar erhebliche Fortschritte, doch ohne stabile Marktbedingungen können Unternehmen kaum in kosteneffiziente Produktionsprozesse investieren. Besonders in Schwellenländern wie Kenia zeigen sich die Folgen unkoordinierter Lieferketten deutlich: Hohe Logistikkosten machen biobasierte Baustoffe teuer und hemmen ihre Verbreitung. Projekte wie „Grow a Classroom“ oder der „Safari Green Building Index“ zeigen jedoch, wie gezielte Initiativen den Holzbau stärken und das Bewusstsein für nachhaltige Bauweisen fördern können.
In Indonesien wiederum bremst eine ineffiziente Verarbeitung von Bambus die Entwicklung eines marktfähigen Angebots. Interessanterweise zeigt die Studie, dass lange Transportwege nicht automatisch eine schlechtere Klimabilanz bedeuten. Selbst über große Distanzen bleibt der Transport von biobasierten Materialien oft klimafreundlicher als die lokale Produktion von Beton.
Ausblick
Lokale Beschaffung ist sinnvoll, wenn Rohstoffe und Verarbeitungsindustrien vorhanden sind, aber nicht zwingend notwendig. Auch international gehandelte biobasierte Materialien können einen wichtigen Beitrag zu einer positiven Klimabilanz leisten. Der Aufbau effizienter, transparenter und belastbarer Lieferketten ist daher eine zentrale Voraussetzung, um das biobasierte Bauen aus der Nische zu holen und den Weg zu einem wirklich klimapositiven Bausektor zu ebnen.