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EZB: Großbanken bewerten Gewerbeimmobilien möglicherweise nicht korrekt

Einige große Banken im Euroraum haben nach Einschätzung der EZB-Bankenaufsicht den Wert von Gewerbeimmobilien in ihren Büchern möglicherweise zu optimistisch angesetzt.
von office@era.at – 15. Aug 2024

Einige große Banken im Euroraum haben nach Einschätzung der EZB-Bankenaufsicht den Wert von Gewerbeimmobilien in ihren Büchern möglicherweise trotz der aktuellen Krise in diesem Sektor zu optimistisch angesetzt. Bei Vor-Ort-Inspektionen stießen die Aufseher auf verschiedene Probleme in den Bewertungsmethoden der Banken, wie die Aufsichtsbehörde in ihrem jüngsten Newsletter mitteilte.

Angesichts des anhaltenden Abschwungs auf dem Gewerbeimmobilienmarkt sei eine besondere Sorgfalt bei der Bewertung durch die Banken erforderlich. Eine vorsichtige und realistische Einschätzung der Werte sei von großer Bedeutung. Seit Herbst 2014 überwacht die Europäische Zentralbank (EZB) die größten Banken im Euroraum.

Die Aufseher warnten, dass aufgrund steigender Zinsen und sinkender Nachfrage, die wichtige Segmente belaste, Kreditnehmer zunehmend Schwierigkeiten haben könnten, ihre Schulden zu bedienen. Die Preise für Gewerbeimmobilien wie Bürogebäude, Geschäftsräume und Einzelhandelsflächen befinden sich im Euroraum auf Talfahrt. Diese rückläufige Nachfrage ist auch auf die vermehrte Nutzung von Homeoffice nach der Corona-Pandemie zurückzuführen. Im vierten Quartal 2023 sanken die Preise für Gewerbeimmobilien laut EZB im Jahresvergleich um 8,7 Prozent. Eine rasche Erholung des Gewerbeimmobilienmarktes erwartet die EZB laut ihrem jüngsten Stabilitätsbericht nicht.

Die Inspekteure stellten fest, dass einige Banken bei ihren Bewertungen Daten aus dem Jahr 2021 verwendeten, als der Sektor noch nicht von der Krise betroffen war. Anpassungen an den Marktrückgang, den Inflationsanstieg und die erheblichen Zinserhöhungen der EZB seien jedoch unterblieben. Einige Institute nutzten unangemessene Definitionen für die Bestimmung von Marktwerten. Manche Banken betrachteten den Marktwert als den Preis, den sie möglicherweise erzielen könnten, wenn sie die Immobilie verkaufen würden, was bei Konflikten mit dem Kreditnehmer jedoch Monate oder Jahre dauern könnte. Bei der Bewertung von Vermögenswerten sollten stets die aktuellen Marktbedingungen berücksichtigt werden, nicht frühere, günstigere Umstände. Auch Hoffnungen auf zukünftige Preissteigerungen bei einer Markterholung seien keine solide Basis für die Wertbestimmung.

Ebenso sei es problematisch, verschiedene Bewertungsmethoden zu verwenden und daraus den Durchschnittswert zu bilden. Stattdessen sollte untersucht werden, warum unterschiedliche Bewertungen entstehen. "Die bevorzugte Methode sollte stets diejenige sein, die von den meisten Marktteilnehmern genutzt wird, um zu bestimmen, was sie bereit wären zu zahlen oder zu akzeptieren", so die Kritik der Aufseher. Der Einbruch des Gewerbeimmobilienmarktes ist derzeit ein zentrales Anliegen der Bankenaufsicht.