Nach einer zweijährigen Phase sinkender Kreditzinsen zeichnet sich am Wohnkreditmarkt eine Trendwende ab. Laut dem aktuellen Infina Kredit Index (IKI) sind sowohl variable als auch Fixzinskredite im dritten Quartal 2025 erstmals wieder teurer geworden. Während sich die variablen Zinssätze im Zuge des leicht gestiegenen 3-Monats-Euribor um 5,4 Basispunkte auf durchschnittlich 3,14 Prozent erhöhten, verteuerten sich Fixzinskredite aufgrund der zunehmend steilen Zinskurve stärker. Für zehnjährige Fixzinskredite werden derzeit rund 3,57 Prozent verlangt, bei einer zwanzigjährigen Zinsbindung liegt der Durchschnittszins bei 3,80 Prozent – ein Anstieg um 12,8 Basispunkte gegenüber dem Vorquartal. Seit Jahresbeginn haben sich die 20-jährigen Fixzinsen somit bereits um 27,4 Basispunkte verteuert. Für ein Darlehen über 200.000 Euro mit 20 Jahren Zinsbindung und 25 Jahren Laufzeit bedeutet dies eine monatliche Mehrbelastung von rund 30 Euro.
Der Rückgang der Inflation im Euroraum sorgt zwar noch für moderaten Rückenwind am Wohnkreditmarkt, doch die Anzeichen mehren sich, dass diese Phase ihrem Ende zugeht. Steigende Staatsausgaben, höhere Kapitalmarktrenditen und zunehmende Risikoaufschläge sprechen für einen weiteren Zinsanstieg in den kommenden Jahren. Christoph Kirchmair, Geschäftsführer der Infina Credit Broker GmbH, betont: „Mit einer deutlichen Zinssenkung der EZB ist in den kommenden Monaten nicht zu rechnen. In diesem Umfeld bieten mittel- bis langfristige Fixzinskredite weiterhin ein hohes Maß an Planungssicherheit.”
Die Inflationsentwicklung im Euroraum bleibt derzeit stabil. Im dritten Quartal 2025 lag sie im Durchschnitt leicht über zwei Prozent. Laut Eurostat stieg die Gesamtinflation im September leicht von 2,0 auf 2,2 Prozent, während die Kerninflation bei 2,3 Prozent verharrte. Diese Werte deuten darauf hin, dass das mittelfristige Inflationsziel der EZB erreichbar ist. Dennoch sieht sich die EZB vor einer komplexen Herausforderung, denn ein massiver EU-Investitionsplan, steigende Rüstungsausgaben und geopolitische Spannungen beeinflussen die Zinsentscheidungen erheblich. Sowohl der neue österreichische Notenbankchef Martin Kocher als auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde halten das derzeitige Zinsniveau – mit einem Einlagenzins von 2,00 Prozent und einem Hauptrefinanzierungssatz von 2,15 Prozent – für angemessen.
Nach acht Leitzinssenkungen bis Mitte 2025 signalisiert der Kapitalmarkt nun das Ende des aktuellen Zinssenkungszyklus. Die Forward-Kurven deuten auf ein Zinstief im Jahr 2026 hin, eine erste Leitzinserhöhung wird frühestens für Ende 2027 erwartet. Entsprechend dürfte der 3-Monats-Euribor, der derzeit bei rund 2,03 Prozent liegt, bis Mitte 2026 leicht auf etwa 1,97 Prozent fallen, bevor er allmählich wieder ansteigt. Bis Ende 2027 rechnen die Märkte mit einem Niveau von etwa 2,30 Prozent, was variable Kreditzinsen von rund 3,40 bis 3,50 Prozent zur Folge hätte.
Der anhaltend starke Wettbewerb unter Banken und die wachsende Bedeutung sicherer Wohnbaukredite dämpfen zwar kurzfristig den Preisanstieg, doch die langfristigen Aussichten sprechen für teurere Fixzinsen. Eine Ratingabstufung Frankreichs, hohe öffentliche Ausgaben in Europa und globale Kapitalmarktrisiken verstärken diesen Trend zusätzlich. Laut Prognosen könnten Fixzinskredite mit 20 Jahren Bindung bis Ende 2027 Zinssätze von bis zu 4,70 Prozent erreichen.
Die österreichische Immobilienlandschaft bleibt dabei von strukturellen Engpässen geprägt. Der Neubau hinkt der Nachfrage weiterhin hinterher, was die Immobilienpreise mittelfristig stützt. Gleichzeitig erweisen sich die Maßnahmen zur Mietpreisbremse bislang als nur begrenzt wirksam, da moderate Inflation und ausbleibende Reallohnzuwächse den Entlastungseffekt einschränken.
Der nächste Infina Kredit Index wird im Jänner 2026 veröffentlicht und dürfte zeigen, ob sich der aktuelle Zinsanstieg fortsetzt oder ob sich der Markt auf einem neuen, höheren Gleichgewichtsniveau stabilisiert.