Infrastruktur-Investments: Experten fordern mehr Transparenz und bessere Datenbasis

Klare Strukturen, flexiblere Vehikel und weniger Regulierung gelten als Schlüssel
von office@era.at – 21. Dec 2025

Infrastrukturinvestitionen gewinnen in Deutschland zunehmend politische Aufmerksamkeit. Ziel ist es, privates Kapital schneller und unkomplizierter in öffentliche Projekte zu lenken. Aus Sicht vieler Marktteilnehmer fehlen dafür jedoch weiterhin belastbare Daten, erprobte Prozesse und ausreichend Erfahrung – insbesondere, wenn es um die Perspektive ausländischer Investoren geht. Entscheidend seien vor allem Transparenz und ein verlässliches Reporting.

Darüber sprachen Christoph Kraiker (Hauck & Aufhäuser Fund Services), Dirk Krupper (Helaba Invest) und Martin Hüwel (Luther Rechtsanwaltsgesellschaft) in einer Expertenrunde. Infrastruktur-Investments können unterschiedlich strukturiert werden, etwa über Fonds, Dachfonds, Co-Investments oder Joint Ventures. Je nach Anlegerprofil bieten sich verschiedene Vehikel an – darunter ELTIF-Strukturen, Sondervermögen oder Spezial-AIF.

Ein zentraler Faktor ist dabei der Fondsstandort. Luxemburg gilt als international etabliert und regulatorisch flexibler. Das eröffne eine größere Auswahl an Vehikeln und erleichtere den internationalen Vertrieb, so Kraiker. Deutsche Strukturen seien dagegen stärker reguliert, würden aber von heimischen Investoren häufig bevorzugt.

Als weiteres Instrument nennen die Experten Public-Private-Partnerships. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass staatliche Risikoübernahmen Investitionen deutlich erleichtern können. Wenn der Staat beispielsweise potenzielle Verluste teilweise absichert, reduziert sich das Risiko für private Investoren spürbar.

Unterschiede sehen die Experten außerdem beim Thema Mitspracherechte. Während Investoren im Immobilienbereich meist eng eingebunden sind, fehle diese Transparenz bei Infrastruktur-Investments häufig. Wie groß der Einfluss ist, hängt laut Experten stark von der Größe und Zusammensetzung der Investorengruppe ab.

Für die kommenden Jahre setzen die Teilnehmer auf regulatorische Entlastungen. Hüwel verweist auf das Standortfördergesetz, das voraussichtlich Anfang 2026 in Kraft treten soll und Infrastruktur- sowie Energiewendeinvestments spürbar erleichtern könnte. Parallel wird auch auf EU-Ebene an einer Vereinfachung der ESG-Vorgaben gearbeitet.

Zusätzlichen Fortschritt erwartet die Branche beim Datenmanagement. Helaba Invest entwickelt derzeit ein Standard-Template, um wirtschaftliche Kennzahlen einheitlich abzufragen. Im Energiesektor gebe es bereits eine gute Datenbasis, so Krupper – in anderen Infrastruktursegmenten bestehe hingegen noch Nachholbedarf. Künstliche Intelligenz soll künftig zudem bei Analyse, Prognosen und Reporting unterstützen.

Unterm Strich sehen die Experten weiterhin erhebliches Potenzial – auch in bislang weniger beachteten Bereichen wie Rechenzentren. Neben Renditechancen rückt dabei zunehmend auch der gesellschaftliche Nutzen von Infrastruktur-Investments in den Vordergrund.