Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Geldpolitik erneut gelockert und den Leitzins zum dritten Mal in Folge gesenkt. Der Zins wird um 0,25 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent reduziert, wie die SNB am Donnerstag mitteilte. Zudem betonte sie, dass sie weiterhin bereit sei, bei Bedarf am Devisenmarkt einzugreifen.
Viele Ökonomen hatten vor der geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB bereits eine Senkung des Leitzinses um 0,25 Prozent erwartet.
Der Inflationsdruck in der Schweiz hat im Vergleich zum Vorquartal deutlich nachgelassen. Dieser Rückgang ist unter anderem auf die Aufwertung des Schweizer Frankens in den letzten drei Monaten zurückzuführen. Mit der Zinssenkung reagiert die Nationalbank auf diesen gesunkenen Inflationsdruck. Weitere Zinssenkungen könnten in den kommenden Quartalen notwendig werden, um die Preisstabilität langfristig zu sichern.
Die Inflation fiel seit der letzten Lagebeurteilung niedriger aus als erwartet und lag im August bei 1,1% (im Vergleich zu 1,4% im Mai). Vor allem importierte Waren und Dienstleistungen trugen zu diesem Rückgang bei. Die Inflation in der Schweiz wird derzeit hauptsächlich durch die steigenden Kosten für inländische Dienstleistungen beeinflusst.
Die aktualisierte Inflationsprognose der SNB liegt deutlich unter der vom Juni. Gründe dafür sind unter anderem der stärkere Franken, niedrigere Ölpreise und die angekündigten Strompreissenkungen im Januar. Die neue Prognose erwartet für 2024 eine durchschnittliche Inflation von 1,2%, für 2025 von 0,6% und für 2026 von 0,7%.
Diese Prognose basiert auf der Annahme, dass der Leitzins der SNB während des gesamten Prognosezeitraums bei 1,0% bleibt. Ohne die Zinssenkung würde die Prognose noch niedriger ausfallen.
Die Weltwirtschaft wuchs im zweiten Quartal 2024 moderat. In vielen Ländern ist die Inflation weiterhin höher als die Ziele der Zentralbanken, hat sich jedoch in den letzten Monaten verringert, was zu Zinssenkungen in mehreren Ländern führte. Der Inflationsdruck im Ausland dürfte in den kommenden Quartalen weiter abnehmen, während das moderate Wachstum der Weltwirtschaft anhält.
Allerdings bestehen weiterhin Risiken für die Weltwirtschaft, insbesondere durch geopolitische Spannungen, die das Wachstum bremsen könnten. Gleichzeitig könnte die Inflation in einigen Ländern länger hoch bleiben.
In der Schweiz wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2024 solide. Besonders die chemisch-pharmazeutische Industrie zeigte ein starkes Wachstum, während andere Branchen moderat wuchsen. Die Arbeitslosenquote stieg leicht an, und die Produktionskapazitäten waren normal ausgelastet.
In den nächsten Quartalen wird das Wachstum in der Schweiz voraussichtlich gedämpft bleiben, unter anderem aufgrund der Frankenaufwertung und der moderaten globalen wirtschaftlichen Entwicklung. Die SNB erwartet für 2024 ein BIP-Wachstum von etwa 1%. Gleichzeitig könnte die Arbeitslosigkeit leicht steigen und die Produktionskapazitäten etwas zurückgehen. Mittelfristig sollte die wachstumshemmende Wirkung der Frankenaufwertung nachlassen, und die Wirtschaft sollte sich schrittweise erholen. Für 2025 rechnet die SNB mit einem Wachstum von rund 1,5%.
Auch die Prognose für die Schweiz ist mit Unsicherheiten behaftet, vor allem wegen der globalen Entwicklung.
Am Hypothekar- und Immobilienmarkt hat die Dynamik in den letzten Quartalen nachgelassen. Die Risiken in diesen Märkten sind leicht gesunken, bestehen aber weiterhin.