Zieht man die Inflation in Betracht, liegt der reale Rückgang jedoch bei 15 Prozent. Laut Matthias Reith, Senior-Ökonom bei Raiffeisen Research, könnte es ab 2026 wieder zu steigenden Preisen kommen. Dies erklärte er am Montag in einer Pressekonferenz.
Die Preisgewinne am österreichischen Immobilienmarkt seit der Pandemie seien größtenteils verloren, so Raiffeisen. Es habe eine schrittweise Anpassung der Immobilienpreise gegeben, die jedoch weitgehend unauffällig verlief. „Obwohl die Korrektur noch nicht ganz abgeschlossen ist, haben wir den größten Teil der Anpassungen bereits gesehen“, sagte Reith. Für die zweite Jahreshälfte 2024 prognostiziert er eine weitere nominale Preiskorrektur. In Deutschland sei diese Phase bereits weiter fortgeschritten und könne im Gegensatz zu Österreich als weitgehend abgeschlossen betrachtet werden.
Eine schnelle Umkehr des Trends ist laut Reith unwahrscheinlich, da die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins nur langsam senken dürfte. Eine Zinssenkung sei für Dezember in Aussicht, jedoch werde das Zinsniveau bis Ende 2025 noch deutlich über dem Niveau vor der Corona-Krise liegen.
Die steigenden Mieten und Immobilienpreise seien vor allem auf hohe Inflation und höhere Kosten zurückzuführen, wobei die gestiegenen Personalkosten als Hauptfaktor genannt wurden. Während die Neubaupreise seit rund zwei Jahren stabil bleiben, haben sich die Baukosten aufgrund gestiegener Material- und Lohnkosten erhöht. Auch die sinkende Zahl der Fertigstellungen könnte die Preise in naher Zukunft in die Höhe treiben.
Österreich stehe laut Reith vor einem Wachstumsproblem, da die Wirtschaft auch in diesem Jahr schrumpfen werde. Besonders der Wohnbausektor sei betroffen, nur Finnland sei noch stärker betroffen. „Wer auf günstigere Neubaupreise wartet, könnte lange warten“, so Reith.
Bei der Immobilienfinanzierung verzeichnet die Raiffeisen Bausparkasse (RBSK) einen Rückgang der Nachfrage. Bis Ende August 2024 wurden Kredite in Höhe von 334 Millionen Euro vergeben. „Wenn es gut läuft, erreichen wir 500 Millionen Euro an Finanzierungsnachfragen. Normalerweise liegt der Betrag bei mehreren Milliarden“, so Geschäftsführer Hans-Christian Vallant. Regionale Unterschiede seien dabei deutlich: In Wien, Salzburg, Tirol und der Steiermark ist die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen, während die anderen Bundesländer Rückgänge verzeichnen.
Der Anteil an Krediten für Sanierungs- und Renovierungsprojekte habe ein Rekordniveau von einem Drittel erreicht, so Vallant. Neubaufinanzierungen machen dagegen nur noch 8 Prozent aus. Dies sei auf die hohen Baukosten, die Inflation, gestiegene Zinsen und strengere Kreditvergaberichtlinien zurückzuführen. Vallant forderte von der künftigen Regierung Maßnahmen wie die Abschaffung der Grunderwerbssteuer oder Erleichterungen bei Grundbucheinträgen ab einem bestimmten Betrag. Außerdem plädierte er für eine Verdopplung der Sanierungsrate auf 3 Prozent, um bestehende Immobilien nachhaltiger und energieeffizienter zu machen.