Hero 3

Sonnenschutz als ökonomischer Erfolgsfaktor

Angesichts immer heißerer Sommer rückt ein Thema immer mehr in den Fokus, das bisher oft unterschätzt wurde: der Sonnenschutz.
von office@era.at – 17. Apr 2025 (zuletzt aktualisiert am 12. May 2025)

Angesichts immer heißerer Sommer rückt ein Thema immer mehr in den Fokus, das bisher oft unterschätzt wurde: der Sonnenschutz. Was früher vor allem als gestalterisches Element oder reiner Blendschutz galt, wird heute als effiziente Maßnahme zur Verbesserung des Raumklimas und zur Wertsteigerung von Immobilien geschätzt. Der Bundesverband Sonnenschutztechnik (BVST) verweist auf Studien, die belegen, dass Systeme wie Markisen, Raffstoren oder Rollläden nicht nur für kühlere Innenräume sorgen, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind.

Allein in Wien wurden im Jahr 2024 bereits 53 so genannte Tropennächte registriert, also Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt. Zum Vergleich: Zwischen 1961 und 1990 lag der Durchschnitt noch deutlich darunter. Auch die Zahl der Sommertage mit Temperaturen über 25 °C steigt von 54 auf 97, die der Hitzetage über 30 °C von 10 auf 52. Diese Entwicklung führt zu einem starken Anstieg des Kühlbedarfs.

Zwischen 2018 und 2022 wird die Anzahl der Klimageräte in österreichischen Haushalten um rund 50% zunehmen, bis 2030 wird eine weitere Verdoppelung erwartet. Doch diese technische Lösung bringt neue Herausforderungen mit sich.

„Solche kurzfristigen Lösungen sind problematisch”, erklärt Fuad Salic, Sprecher des BVST. „Mobile Klimageräte und Splitanlagen verbrauchen viel Energie, verursachen hohe Stromkosten und verstärken durch ihre Abwärme die städtische Überhitzung.“

Eine nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Alternative sind laut Jelena Vidović, Sachverständige für Immobilienbewertung, moderne Beschattungssysteme: „Wir müssen weg vom kurzfristigen Denken und hin zu langfristigen Lösungen.“ Die Stadt Wien unterstützt daher die Nachrüstung von Sonnenschutzsystemen mit einer Förderung von bis zu 1.500 Euro. Auch das Österreichische Institut für Bautechnik hat auf den Trend reagiert und seine Richtlinie 6 zum sommerlichen Wärmeschutz verschärft.

Eine Simulation des Ingenieurbüros e7 GmbH belegt die Wirksamkeit: Geeignete Sonnenschutzsysteme können die maximale Raumtemperatur um bis zu 3,2 °C senken. Die Stunden mit Temperaturen über 26 Grad lassen sich von 2.470 auf etwa 1.264 reduzieren. Der Kühlenergiebedarf kann - je nach System - um bis zu 71 % reduziert werden.

Die Investition lohnt sich auch wirtschaftlich. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 2014 (OGH 5 Ob 224/13x) anerkennt energieeffiziente Maßnahmen als wohnwerterhöhend und erlaubt einen Zuschlag zum Richtwertmietzins. Die BVST-Studie zeigt: Für Vermieter amortisieren sich Investitionen in Sonnenschutz oft schon nach wenigen Jahren. Mieterinnen und Mieter profitieren gleichzeitig von angenehmeren Temperaturen und geringeren Stromkosten.

Sonnenschutz hat in Wien übrigens Tradition. Historische Darstellungen von Künstlern wie Carl Schütz und Rudolf von Alt belegen, dass Elemente wie Fensterläden und Markisen bereits im 18. und 19. Jahrhundert das Stadtbild prägten. „Als Architekt und Sprecher des BVST würde ich es sehr begrüßen, wenn Sonnenschutzelemente - in welcher Form auch immer - wieder verstärkt im Stadtbild auftauchen würden”, so Salic. „Sie reduzieren nicht nur die sommerliche Hitze, sondern werten die Fassaden auch optisch auf, gliedern und verleihen den Gebäuden mehr Charakter. Es wäre daher wünschenswert, wenn Städte diese Elemente wieder vermehrt zulassen würden - zumal sie historisch gewachsen sind“.

In Wien gibt es rund 13.000 Gründerzeithäuser mit etwa 150.000 Wohnungen im Richtwertsystem. Bei durchschnittlich sechs Fenstern pro Wohnung ergibt sich ein Sanierungspotenzial von rund 900.000 Fenstern. Dazu kommen weitere 390.000 Fenster aus 65.000 Wohnungen in parifizierten Gebäuden, die ebenfalls dem Mietrecht unterliegen.

Sonnenschutz bringt also Vorteile für alle: Mieter freuen sich über ein angenehmeres Raumklima und geringere Energiekosten, Vermieter steigern den Immobilienwert und refinanzieren ihre Investitionen über die Miete, und auch die Umwelt profitiert durch den geringeren Energieverbrauch und den reduzierten CO Nicht zuletzt gewinnt das Stadtbild an Charme und Struktur.

Angesichts steigender Temperaturen wird deutlich: Sonnenschutz ist keine Option mehr, sondern eine Investition mit Mehrwert auf allen Ebenen.