Die aktuelle Konjunkturanalyse des WIFO im Auftrag des Handelsverbands für das zweite Quartal 2025 zeigt ein anhaltend schwieriges Umfeld für den österreichischen Einzelhandel. Zwar brachte der Juni mit Umsatzsteigerungen einen kleinen Lichtblick, die Konsumdynamik insgesamt bleibt jedoch schwach. Erwartet wird daher weiterhin nur ein leichtes preisbereinigtes Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Belastend wirken vor allem hohe Energiekosten, steigende Insolvenzen und rückläufige Beschäftigung.
Laut Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will seien die strukturellen Herausforderungen – von Energie- und Personalkosten bis hin zu Rohstoffpreisen – weiterhin ungelöst. Positiv sei jedoch, dass sich die Stimmung der Konsumenten zuletzt etwas verbessert habe, auch wenn die Konjunktur insgesamt schwach bleibe.
Inflation bleibt hoch
Die Teuerung bereitet zusätzliche Sorgen. Im Juli lag die Inflation laut HVPI bei 3,7 % und damit deutlich über dem Eurozonen-Schnitt von 2,0 %. WIFO-Ökonom Jürgen Bierbaumer betonte, dass insbesondere Wohnen, Wasser und Energie die Haupttreiber der Preissteigerungen seien.
Zentrale Ergebnisse
Die gesamtwirtschaftliche Leistung Österreichs erhöhte sich im zweiten Quartal nur minimal um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Der Einzelhandel konnte zwar im Juni ein reales Umsatzplus von 3,6 Prozent erzielen, doch insgesamt bleibt die Dynamik schwach. Unterschiede zwischen Lebensmittel- und Nichtlebensmittelhandel verringerten sich zuletzt, allerdings verzeichneten insbesondere der Sport- und Spielwarenhandel sowie der Buchhandel deutliche Rückgänge.
Bei der Beschäftigung zeigt sich ein gemischtes Bild: Im Juli waren rund 333.000 Menschen im Handel beschäftigt, was einem Rückgang von zwei Prozent im Jahresvergleich entspricht. Gleichzeitig meldet die Branche etwa 11.000 offene Stellen, vor allem im Vollzeitbereich. Deutlich nach oben geschnellt sind hingegen die Insolvenzzahlen: Mit 185 eröffneten Verfahren im zweiten Quartal stieg deren Zahl um fast sieben Prozent.
Interessant ist, dass die Nahrungsmittelpreise in Österreich im Vergleich zu Deutschland zuletzt langsamer gestiegen sind. Während die allgemeine Inflation in Österreich über jener in Deutschland liegt, hat der Lebensmittelhandel hierzulande inflationsdämpfend gewirkt. Auch die Stimmung hat sich leicht aufgehellt: Händler beurteilen die Lage weiterhin vorsichtig, während Konsumenten zuletzt etwas optimistischer wurden. Das Verbrauchervertrauen erreichte im Juli den höchsten Wert seit neun Monaten, bleibt aber insgesamt im negativen Bereich.
Ausblick
Für 2025 rechnet das WIFO nur mit einem minimalen Zuwachs der privaten Konsumausgaben von +0,4 %. Die Sparquote dürfte mit 10,8 % hoch bleiben. Die reale Wertschöpfung im Handel wird voraussichtlich um -0,2 % sinken. Erst 2026 erwartet man wieder eine breitere Konsumbelebung.
Will machte deutlich, dass insbesondere die hohe Inflation durch Energiepreise sowie die schwindende Zuversicht große Probleme für die Branche darstellen. Um ein wirtschaftliches Comeback nach drei Rezessionsjahren zu ermöglichen, brauche es gezielte Maßnahmen zur Unterstützung kleiner Handelsbetriebe und faire Wettbewerbsbedingungen im Onlinehandel.