WIFO-Schnellschätzung: Österreichs Konjunktur bleibt verhalten

Die wirtschaftliche Entwicklung zeigt weiterhin ein schwaches Bild. Sowohl das Vertrauen der Konsumenten als auch die Stimmung in den Unternehmen sind nach wie vor gedämpft. Angesichts rückläufiger Frühindikatoren und anhaltender wirtschaftspolitischer Unsicherheiten ist eine erneute Abschwächung der Konjunktur nicht auszuschließen.
von office@era.at – 12. May 2025

„Die ausgeprägte Unsicherheit belastet das Vertrauen der Verbraucher und wird somit auch in nächster Zeit die binnenwirtschaftliche Dynamik dämpfen“, erklärt Christian Glocker, Autor des aktuellen Konjunkturberichts des WIFO.

Laut der aktuellen Schnellschätzung des WIFO stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent (im vierten Quartal 2024 waren es 0,4 Prozent). Im Jahresvergleich ergibt sich jedoch ein Rückgang von 0,75 % (saison- und arbeitstagsbereinigt). Während die Industrie- und Bauproduktion weiterhin schwächelte, verzeichneten einige Dienstleistungsbereiche eine leichte Erholung. Positive Impulse kamen insbesondere aus dem Verkehrssektor, dem Grundstücks- und Wohnungswesen sowie dem Finanz- und Versicherungsbereich. Rückläufig entwickelte sich hingegen die Wertschöpfung in der Beherbergung und Gastronomie.

Auf der Nachfrageseite stagnierten die Konsumausgaben der privaten Haushalte ebenso wie die Bruttoanlageinvestitionen. Der öffentliche Konsum nahm hingegen zu. Der Außenhandel leistete einen leichten positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Die Exporte konnten trotz der weltweit schwachen Konjunktur deutlich zulegen, was durch Vorzieheffekte aus den USA unterstützt wurde. Auf der Einkommensseite standen rückläufige Lohneinkommen einem Anstieg der Kapitaleinkommen gegenüber.

Die meisten Vorlaufindikatoren deuten weiterhin auf eine anhaltend schwache Entwicklung hin. Für die Industrie wird kaum mit einer spürbaren Verbesserung gerechnet: Der EinkaufsManagerIndex der UniCredit Bank Austria verzeichnete zuletzt sogar einen leichten Rückgang. Auch im Baugewerbe bleiben die Aussichten verhalten und bei den Marktdienstleistungen ist die Stimmung erneut gesunken. Das Konsumentenvertrauen nahm im April merklich ab. Der gestiegene Teilindikator zum Arbeitsplatzverlustrisiko unterstreicht die zunehmende Verunsicherung der Verbraucher.

Die Teuerung liegt in Österreich weiterhin über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. So stieg der BIP-Deflator im ersten Quartal 2025 um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal und lag damit 3,1 % über dem Niveau des Vorjahres. Auch andere Inflationskennzahlen bestätigen diesen Trend: Der Verbraucherpreisindex (VPI) lag im März um 2,9 % über dem Vorjahr; laut Schnellschätzung der Statistik Austria betrug der Anstieg im April 3,1 %. Erstmals seit längerer Zeit stiegen im März auch die Produzentenpreise wieder deutlich an, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Entspannung bei der Inflation verringert.

Die anhaltend schwache Konjunktur belastet den Arbeitsmarkt zunehmend. Die Arbeitslosenzahlen steigen weiter, während die Anzahl offener Stellen rückläufig ist. Im April lag die Zahl der unselbstständig Beschäftigten lediglich um 1.000 über dem Vorjahreswert (März: +2.700). Gleichzeitig waren Ende April rund 24.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Vorjahr, was einem Anstieg von 8,4 % entspricht. Auch die Zahl der Schulungsteilnehmer nahm leicht zu (+0,6 %). Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition lag voraussichtlich bei 7,3 %, was einem Anstieg um 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr entspricht.