Die Wirtschafts-Expertin Ulrike Malmendier sagt voraus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in der Mitte dieses Jahres die Zinsen erhöhen könnte. Sie denkt jedoch, dass die EZB wahrscheinlich der US-Notenbank Federal Reserve den Vortritt lassen wird. Das bedeutet, dass sie erst abwarten wird, was die Fed entscheidet, und dann entsprechend handeln wird.
Malmendier geht davon aus, dass die EZB möglicherweise im Juni den ersten Schritt in Richtung Lockerung machen wird. Sie findet diese Reihenfolge angesichts der Zinsentwicklung vernünftig. Sie glaubt nicht, dass die Inflation noch weiter steigen wird. Allerdings macht sie sich Sorgen über eine mögliche Rezession. Wenn Deutschland und möglicherweise auch Frankreich zwei Quartale hintereinander eine schrumpfende Wirtschaft erleben, könnte dies die EZB dazu bringen, die Zinsen früher oder schneller zu senken.
Malmendier lobt die EZB dafür, dass sie in der Vergangenheit energisch gegen die hohe Inflation vorgegangen ist. Sie hofft, dass die EZB ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzt, falls es zu einer Rezession kommt und die Verlockung besteht, zu schnell zu handeln.
Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel warnt jedoch davor, die Zinsen in der Eurozone zu früh zu senken, da weiterhin Unsicherheiten bezüglich der Inflationsentwicklung bestehen. Investoren fragen sich, wann die EZB und die Fed ihre Geldpolitik lockern werden. Die EZB hat die Zinsen seit September 2023 unverändert gelassen, nachdem sie zuvor mehrmals erhöht wurden. Der Einlagensatz liegt derzeit bei 4,0 Prozent und der Leitzins bei 4,5 Prozent.